Uta wer? Projekt mit der Uta-Schule Naumburg ist gestartet

Anfang November 2021 ist das Jahresprojekt „Uta-Wer? – Auf den Spuren unserer Namenspatronin Uta von Naumburg“ der Uta-Schule im Naumburger Dom gestartet. Die Schüler der vierten Klasse bekamen zuerst eine Führung durch den Dom mit dem Fokus auf die berühmte Stifterfigur. Im Anschluss folgte das Projekt „Uta. Gut betucht.“ in der KinderDomBauhütte. Ist die schönste Frau des Mittelalters auch eine Mode-Ikone? Der elegante Faltenwurf und die fließende Bewegung ihrer Gewänder lassen Uta erstaunlich lebendig wirken, als hätte sie der Naumburger Meister mitten in der Bewegung versteinert. Die Kleidung der zwölf Stifterfiguren im Westchor erzählen den Kindern viel über den Alltag im Spätmittelalter. An einer Ankleidefigur konnten die Kinder der Uta-Schule die Gewänder am besten untersuchen und sie wurden selbst zu mittelalterlichen Modeschöpfern und halfen Uta beim Ankleiden.

Ziel des Projektes ist es, die Namenspatronin der Uta-Schule in Führungen, Lesungen, kreativen Workshops, Schreibwerkstätten und Internet-Recherche zu erfahren und in einem Uta-Extrablatt sowie einer Dauerausstellung in der Uta-Schule nachhaltig zu visualisieren. Die Kooperationspartner:innen des Projekts sind die Stadtbibliothek, das AuH, der Boedecker-Kreis und die Vereinigten Domstifter. Gefördert wird das Projekt vollständig über das Ministerium für Bildung über die „Kreativpotentiale“ Sachsen-Anhalt.

Der Leiter des Domstiftsarchivs und der Domstiftsbibliothek, Matthias Ludwig, hat für die Uta-Schule Fragen zu Uta von Naumburg, zum Beispiel „Wer war Uta von Naumburg?“, „Wie hat Uta gelebt?“ und „Was ist Schönheit?“ kindgerecht beantwortet.

Uta von Naumburg

Wer war Uta von Naumburg?

Sie ist die berühmteste der zwölf Stifterfiguren des Naumburger Doms. Alle Stifterfiguren wurden vom Naumburger Meister, einem berühmten Steinbildhauer seiner Zeit, etwa in der Mitte des 13. Jahrhunderts aus Sandstein gefertigt. Sie befinden sich im Westchor des Naumburger Doms und gehören zu den bedeutendsten Skulpturen des Mittelalters in Deutschland.

Aus Stein und doch lebendig?

Alle 12 Figuren sind ganz unterschiedlich dargestellt und unterscheiden sich nicht nur durch ihre Kleidung und ihre Waffen. Ursprünglich waren diese Skulpturen mit einer besonders leuchtenden bunten Farbe versehen. Das Besondere dieser lebensgroßen Figuren ist vor allem die Lebendigkeit der Gesichter und der Bewegungen. Sie zeigen dem Betrachter sofort welchen unverwechselbaren Charakter diese Menschen wohl hatten. Ungewöhnlich und etwas ganz Besonderes war es für die damalige Zeit, nicht heilige Personen, sondern weltliche Personen darzustellen.

Was war der Grund für diese Ehre?

Stifter sind Personen, die Teile ihres Besitzes oder Ländereien spendeten, um davon Kirchen erbauen zu können. Diese Stifter hat man später dargestellt, um sie in Erinnerung zu behalten und zu ehren. Die Naumburger Stifterfiguren waren Adelige des Mittelalters, die sehr viel ihres Reichtums für den Bau des Naumburger Doms spendeten. Daher wurden sie als Skulpturen im Westchor des Naumburger Doms dargestellt. Die größten Stifter waren die Brüder Ekkehard und Hermann, beide Markgrafen von Meißen, mit ihren Ehefrauen Uta und Reglindis. So konnte man den bedeutendsten Wohltätern der Kirche bei kirchlichen Feierlichkeiten auch nach ihrem Tod danken. Sie dienten aber auch als Vorbild für weitere Stifter: denn wer die Kirche so großzügig unterstützte, dem war nach seinem Tod und der anschließenden Zeit zur Reinigung im Fegefeuer (nicht mit der Hölle verwechseln!) ein Platz im Himmlischen sicher. Je mehr gute Taten jemand im Leben vollbrachte oder je mehr man der Kirche stiftete, desto kürzer war die Zeit im Fegefeuer. Martin Luther kritisierte später diese Form des Ablasshandels, sich also mit Spenden vor der ewigen Verdammnis in der Hölle freizukaufen.

Wie hat Uta gelebt?

Die Namensgeberin unserer Schule heißt eigentlich Uta von Ballenstedt. Sie wurde um das Jahr 1000 geboren. Sie stammte aus einer wohlhabenden und einflussreichen Familie des Hochadels und gehörte zum Hof des Kaisers. Die ersten Jahre ihres Lebens verbrachte sie auf der Stammburg ihrer Eltern, den Grafen Adalbert und Hidda von Ballenstedt. Vermutlich lernte Uta im Kloster Gernrode das Lesen und Schreiben sowie die höfischen Umgangsformen und Tanz. Im Jahr 1026 wurde Uta mit Ekkehard II., Markgraf von Meißen, vermählt. Damals war es üblich Ehen zu arrangieren, um die Macht zu vergrößern oder Frieden zu wahren. Mädchen galten mit 12 Jahren als heiratsfähig. Eine Liebesheirat unter Adeligen war im Mittelalter nicht üblich, es gab aber auch sehr glückliche Paare (wie Elisabeth und Ludwig von Thüringen). Während Ekkehard auf Kriegszügen oder in der Nähe des Königs unterwegs war, blieb Uta auf der Nuwenburch in Naumburg. Sie starb am 23. Oktober 1045, die Todesursache ist nicht bekannt. Uta wurde im Naumburger Dom unter dem Kreuzaltar begraben. Ihre Mitgift ging an das Kloster Gernrode. Ein Jahr später anno 1046 verstarb auch ihr Mann Ekkehard. Der gesamte Nachlass und Reichtum wurde wegen ihrer Kinderlosigkeit vom Kaiser an Naumburg verschenkt.

Was ist Schönheit?

Uta und Ekkehard waren also schon seit über 200 Jahren verstorben, als sie vom Naumburger Meister zwischen 1243 und 1250 geschaffen wurden. Der Naumburger Meister wusste daher nicht, wie die wirklichen Stifter ausgesehen hatten. Es gab in dieser Zeit noch keine Fotografien. Aber auch gemalte Bilder, also Gemälde, waren zu der Zeit nicht üblich. So schuf er die Skulpturen nach seiner eigenen Vorstellung. Er stellte Uta als eine wunderschöne Frau dar, weil sie vornehm, gottesgläubig, fromm und eine großzügige Stifterin war. Der Naumburger Meister war ein bedeutender Künstler in seiner Zeit und damals sehr modern. So „kleidete“ er Uta auch nach der aktuellen Mode des Hochmittelalters um 1243 und nicht im Trend des Frühmittelalters um 1043 zu Utas Lebzeiten!

Durch ihre Kopfbedeckung und den hochgestellten Kragen ist sie sehr elegant dargestellt. Sie trägt eine vergoldete Haube, über der eine prunkvolle Lilienkrone mit Edelsteinen sitzt. Das sogenannte Gebende ist ein Band aus Leinen, das unter der Haube verläuft und um Ohren und Kinn geschlungen ist. Es zeigt, dass sie verheiratet war, denn dieses Band war seit dem 12. Jahrhundert nur bei verheirateten Frauen üblich. Das Haar ist zu einem Zopf geflochten, nur eine kleine Locke lugt aus dem Gebende hervor. Uta trägt einen roten Mantel mit goldenem Saum und grünem Pelzbesatz. Zudem eine Ärmeltunika, die am Halsausschnitt mit einer goldenen Stickerei verziert ist. Diese Ärmeltunika reicht bis zum Boden, so dass nur die Spitzen ihrer Lederschuhe hervorschauen. Unter der Tunika trägt sie ein langärmeliges Schlupfkleid, von dem aber nur die roten Ärmelbündchen zu sehen sind. Alles wird mit einer prunkvollen Brosche auf der Brust zusammengehalten. Sie hält mit der rechten Hand ihren Mantelkragen und schützt damit halb ihr Gesicht. Die  Gewandfalten ihres Mantels reichen bis zum Boden. Die linke Hand mit dem Ehering zieht den anderen Mantelteil an sich.

Diese edle Frau scheint sich schützen und doch zeigt sie sich würdevoll und souverän. Wovor will sie sich schützen? Neben ihr hält Markgraf Ekkehard II von Meißen sein Schwert fest und entschlossen. Ebenso entschlossen ist auch sein Blick. Er ist ein Mann, der seinen Willen auch durchsetzen kann. Ekkehard hat Selbstbewusstsein und Kraft, die er für seine Aufgaben im Krieg und am Königshof braucht.

Uta von Naumburg gilt als schönste Frau des Mittelalters. Der Naumburger  Fotograf Walter Hege schuf in den 1920er Jahren legendäre Schwarz-Weiß-Fotos von Uta, die sie wie eine Ikone zum Idealbild der deutschen Frau machten. Diese Bilder hingen damals in jedem Mädchenzimmer und Uta wurde ein beliebter Vorname. Sogar bis nach Hollywood strahlte ihre Schönheit. Walt Disney diente das Bildnis der Uta von Naumburg als Vorbild für die Zeichnung der bösen Stiefmutter Schneewittchens in seinem Zeichentrickfilm `Schneewittchen und die sieben Zwerge´ (aus dem Jahr 1937). Deshalb sind ihre Gesichtszüge auch heute noch Millionen von Menschen vertraut.

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